Konflikte im Team lösen – Selbst moderieren oder externe Konfliktbegleitung hinzuziehen?

Konflikte im Team sind unvermeidlich – doch wie sie gelöst werden, hat einen entscheidenden Einfluss auf die Zusammenarbeit und die Produktivität. Führungskräfte stehen oft vor der Frage: Soll ich den Konflikt selbst moderieren oder ist es sinnvoller, eine externe Konfliktbegleitung hinzuziehen?

Soll ich selbst tätig werden?

Vorteile:

  1. Schnelle Reaktion: Als Führungskraft sind Sie nah am Geschehen und können sofort eingreifen, bevor sich der Konflikt verhärtet.
  2. Vertrautheit mit dem Team: Sie kennen die Teamdynamik, die Persönlichkeiten der Beteiligten und mögliche Ursachen des Konflikts aus eigener Erfahrung.
  3. Kostenersparnis: Die eigenständige Konfliktlösung spart Kosten für externe Medation oder Berater*innen.
  4. Stärkung der Führungskompetenz: Durch die Moderation von Konflikten können Sie Ihre Fähigkeiten in Gesprächsführung und Mediation ausbauen.

Nachteile:

  1. Mangelnde Neutralität: Als Teil des Teams kann es schwierig sein, objektiv zu bleiben. Betroffene könnten Ihnen Parteilichkeit unterstellen.
  2. Mögliche Hierarchieprobleme: Teammitglieder könnten sich in Ihrer Anwesenheit weniger offen äußern – insbesondere, wenn sie Bedenken oder Kritik gegenüber der Führung haben.
  3. Zeitlicher Aufwand: Eine professionelle Konfliktlösung erfordert Zeit und eine strukturierte Vorgehensweise, die nicht immer mit dem Tagesgeschäft vereinbar ist.
  4. Fehlende Fachkompetenz: Komplexe oder eskalierte Konflikte benötigen oft spezielle Methoden und Techniken.

Soll ich jemanden von Außen holen?

Vorteile:

  1. Neutralität und Unparteilichkeit: Ein externer Konfliktbegleiter kann unvoreingenommen agieren und wird von den Beteiligten oft als objektiver wahrgenommen.
  2. Methodische Expertise: Professionelle Mediatoren oder Teamcoaches verfügen über erprobte Techniken zur Konfliktlösung und können strukturierte Prozesse etablieren.
  3. Förderung einer nachhaltigen Konfliktkultur: Eine externe Begleitung kann dem Team langfristige Strategien an die Hand geben, um zukünftige Konflikte konstruktiv zu lösen.
  4. Entlastung der Führungskraft: Statt sich in die Konfliktmoderation zu vertiefen, können Sie sich auf Ihre strategischen Aufgaben konzentrieren.

Nachteile:

  1. Kosten: Externe Konfliktmoderation erfordert eine Investition, die jedoch gut angelegt sein kann, wenn dadurch Eskalationen und Produktivitätsverluste verhindert werden.
  2. Eingewöhnungszeit: Externe Berater müssen sich zunächst in die Teamstrukturen und den spezifischen Konflikt einarbeiten.
  3. Abhängigkeit von Terminen: Externe Berater*innen sind nicht immer sofort verfügbar, was bei akuten Konflikten zu Verzögerungen führen kann.

Meine Einschätzung

  • Geringfügige Spannungen oder Missverständnisse können und sollten oft intern geklärt werden. Sie wollen eine offene Konfliktkultur. Wenn Sie jedes Mal externe Unterstützung dazu rufen, wenn es hakt, nehmen Sie sich und Ihrem Team die Chance, diese selbst zu entwickeln.
  • Tiefgreifende oder langanhaltende Konflikte profitieren von externer Unterstützung.
  • Wenn Ihre Neutralität infrage steht, kann eine externe Begleitung Vertrauen schaffen.
  • In akuten Eskalationen oder blockierenden Teamkonflikten ist professionelle Mediation oft die beste Wahl.

Rollen und Aufgaben und ihr Beitrag zu Konflikten

Vor einiger Zeit habe ich bei LinkedIn einen Post gelesen, bei dem ich mich ertappt gefühlt habe. Die Autorin, deren Namen ich leider nicht mehr weiß, schrieb, dass sie als Psychologin dazu neige, Konflikte zwischen Mitarbeitenden zu psychologisieren.

„Was könnten die Gründe und vor allem Bedürfnisse sein, warum sich die beiden immer wieder in die Haare bekommen?
Da geht es doch nicht nur um Zuständigkeiten! Das muss tiefer liegen!“
🧠

Leider geht mir das auch oft so. Ich verorte Konflikte schnell auf der Beziehungsebene. Da ist auch meistens etwas zu holen, aber es ist nicht immer der effizienteste Weg, einen Konflikt zu lösen.

Die Autorin ist dazu übergegangen, bei Konflikten zwischen Personen erstmal zu klären, ob Aufgaben und Rollen klar verteilt sind. 📋

Das empfehle ich Ihnen ebenfalls.
Klare Aufgaben- und Rollenbeschreibungen reduzieren das Konfliktpotenzial und sind eine gute Voraussetzung, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen.

Sollte es schon geknallt haben, ist es hilfreich, sich erst einmal über die Sachebene zu nähern, statt über die Beziehungsebene einzusteigen. Besonders im beruflichen Kontext sind Menschen diese Herangehensweise eher gewohnt.
Klare Aufgaben- und Rollenverteilungen machen aus den Konfliktparteien keine besten Freund*innen, aber solange die Zusammenarbeit wieder klappt, muss das ja auch nicht sein. 🤝

Ich habe Ihnen ein paar Reflexionsfragen für die Rollen- und Aufgabenverteilung in Ihrem Team mitgebracht:

1️⃣ Was fällt bei der Aufgaben- und Rollenverteilung im Team auf (Qualität und Quantität)?
2️⃣ Gibt es Widersprüche oder Überschneidungen zwischen den Aufgaben einzelner Mitarbeitender?
3️⃣ Gibt es Widersprüche oder Überschneidungen zwischen den Rollen einzelner Mitarbeitender?
4️⃣ Passen Aufgaben und Rollen der einzelnen Mitarbeitenden zusammen?