🧐 Wir brauchen den ganzen Menschen in der Arbeit! 🧐

Ich vermische Berufliches und Privates gerne und bisher ohne große Konflikte. Ich muss nicht alles über meine Kolleg*innen wissen, es fällt mir jedoch schwer, Zugang zu Menschen zu finden, die diese Welten strikt trennen.
👔 In einem Praktikum hatte ich eine Ausbilderin, die sogar getrennte Garderobe für Privat und Beruf hatte. Das war mir wirklich suspekt, vor allem, weil der Dresscode nicht sonderlich strikt war.

📚 Letzte Woche habe ich das Buch “The Real Book of Work” empfohlen und musste mich dabei von einem Mythos verabschieden: „Wir brauchen den ganzen Menschen in der Arbeit!“
Dieser Ansatz schien mir bisher unproblematisch. Durch Homeoffice und die Vermischung von privatem und beruflichem Raum wurde das in den letzten Jahren ohnehin Realität.
Die Autorinnen des Buches argumentieren jedoch, dass dieser Anspruch fast übergriffig ist. Menschen sollten in der Arbeit eine Rolle spielen dürfen, die sich von ihrer privaten Person unterscheidet.

Ich gestehe, ich habe da immer noch Bauchschmerzen mit.

Aber es stimmt! Mir ist es in den letzten Monaten häufiger passiert, dass ich im Gespräch mit Freund*innen, bei Teamentwicklungen, Auftragsklärungen etc. dachte “Aber das ist schon ein professioneller Arbeitsplatz, oder?”

Wenn wir den ganzen Menschen in der Arbeit brauchen, hat das nicht nur Vorteile. Ich öffne auch den Raum dafür, dass sich Menschen mit ihren gesamten Macken und auch unprofessionellen Verhaltensweisen präsentieren.

Jemand hat keine Lust etwas zu machen, was eigentlich seine Aufgabe ist? Dann weigert sich die Person und wartet, dass es jemand anderes übernimmt.
Es gibt ja schließlich Gründe für das Verhalten.

Als Kolleg*in oder Führungskraft, die ihr eigenes berufliches und privates Aufgabenpaket trägt, möchte ich die Gründe aber nicht verstehen.
😠Ich will, dass die andere Person ihre Arbeit macht und mir nicht mehr Arbeit.
😠Ich will, dass sie ihre Rolle spielt.
Leider kann man nicht den ganzen Menschen einladen und sich dann nur mit seinen guten Seiten befassen.

❓ Wie stehen Sie dazu und wie ziehen Sie Grenzen zwischen beruflichen und privaten Ich?

📚 Buchtipp für den Sommer – The Real Book of Work 📚

Ich gestehe, ich brauche sehr viel Selbstdisziplin, um Sachbücher, die Grundlagenwerke für meine Arbeit sind, zu lesen. Ich leihe sie aus der Bibliothek aus. Sie liegen dann manchmal 8 Wochen im Regal. 8 Wochen sind die maximale Ausleihzeit. Das geht natürlich nur, wenn keine andere Person das Buch vorbestellt. Komischerweise habe ich nie Konkurrenz…

8 Wochen machen sie mir ein schlechtes Gewissen, weil ich in der Illusion lebe, dass ich das Buch vielleicht doch noch in die Hand nehme. Dann darf ich sie zurückbringen. Wenn ich mir diese Bücher kaufen würde – mein Bücherregal sähe sehr intellektuell aus. Aber er würde “keine Joy sparken”.

Vor einigen Wochen habe ich mal wieder ein Buch ausgeliehen. “The real book of work – Organisationen in Not” von Christina Grubendorfer und Christina Ackermann.

Ich habe es aus der Bibliothek ausgeliehen. Ich habe es gelesen. Ich werde es kaufen und es mir ins Regal stellen.

Ich habe einige Wochen gebraucht, um mich durch das Buch zu arbeiten. Wobei “Arbeiten” nur so halb richtig ist. Kurze Kapitel, Illustrationen, Beispiele aus der Praxis – ich hätte es in ein paar konzentrierten Stunden durchlesen können. Wenn ich nur nicht alle paar Seiten Notizen hätte machen müssen, weil ich Gedanken oder Ansätze so spannend fand.

Lange Vorrede: Worum geht es in “The real book of work”? Die Autorinnen setzen sich mit den aktuellen Management-Ansätzen (sie nennen es Mythen) wie

💥 Wir brauchen New Work!
💥Wir brauche mehr Eigenverantwortung!
💥 Schafft die Hierarchie ab!
auseinander. Im nächsten Schritt “entmystifizieren” sie die Forderungen, indem sie sie mit Systemtheorie und Organisationsentwicklung verbinden. Klingt theoretisch – ist es aber nicht!

Das Buch fühlt sich vor allem im ersten Teil an, als ob ich mich mit den Autor*innen unterhalte. Ich formuliere im Kopf mein „ABER“ und sie nehmen es im nächsten Satz auf.
Im Ergebnis habe ich selbst einige Management-Ansätze hinterfragt, die ich persönlich gar nicht so schlecht fand.

Ans Ende dieser Buchempfehlung stelle ich für Sie eine Frage die sich durchs Buch zieht. Nicht neu, nicht originell und doch oft vergessen. Dabei spart sie viel Arbeit, weil man sich nicht an Lösungen versucht, die das Problem gar nicht adressieren.


⭐ Welches Problem soll eigentlich gelöst werden?

Ich bin jetzt seit einem Jahr selbstständig – ein Grund zum Feiern!

🍀 Bilanz nach einem Jahr
Es hat sich gelohnt und ich hoffe, es ist nur eine Zwischenbilanz, denn aktuell kann ich mir nicht vorstellen, zeitnah wieder festangestellt zu arbeiten.

Es scheint üblich zu sein, noch ein paar Worte mehr zur Bilanz zu Jobwechseln, Selbstständigkeit etc. zu sagen. Da ich diese Beiträge auch immer sehr gerne lese, kommt hier meine.

⬆ Was lief gut?
➕Einer der Bereiche, für die ich tätig sein will, ist die Verwaltung. Dieses Ziel habe ich bisher gut erreicht und war im letzten Jahr in unterschiedlichen Verwaltungen als Organisationsentwicklerin, Teamcoach und Trainerin unterwegs.
➕Trainerin: Das stand nicht von Anfang an in meinem Portfolio, da ich es mir langweilig vorgestellt habe, immer das Gleiche zu erzählen. Ich durfte feststellen: Training macht Spaß und bisher war kein Training wie das andere.
➕ Raus aus der Bubble: Ich finde es sehr spannend, mit unterschiedlichen Zielgruppen, die unterschiedliche Zugänge zu Training und Coaching haben, zu arbeiten. Mein letztes Training war für Vorarbeiter*innen des Grünflächenamts Pankow zum Thema fachliche Führung sowie Konfliktmanagement. Das war eine andere Diskussion als mit Führungskräften über Digitalisierung zu sprechen.
➕ Alte Leidenschaften: Neben Teamcoaching und Co. habe ich in diesem Jahr ein paar alte Leidenschaften wiederentdeckt, darunter das Schreiben. Es macht mir Spaß, für meinen Newsletter oder für LinkedIn Texte zu verfassen.

🔜 Was kann noch besser werden?
⤴ Der zweite Bereich, in dem ich gerne als Teamcoach und Organisationsentwicklerin arbeiten möchte, ist die Energiewirtschaft. Hier läuft es langsamer an. Also meldet euch 😉
⤴Ich habe gelernt, dass es sogenannte „Zones of Genius“ gibt. Terminkoordination ist ganz weit außerhalb meiner Zone of Genius. Es stresst mich, Termine aus unterschiedlichen Bereichen meines Lebens zu koordinieren. Jetzt teste ich verschiedene Scheduling-Tools und hoffe, dass etwas dabei ist.
⤴Die Terminkoordinations-Schwäche macht auch das Netzwerken herausfordernd. Während ich froh bin, nicht mehr tagtäglich im Klein Klein der deutschen und Berliner Energiepolitik zu stecken, war es einfacher, dieses Netzwerk zu pflegen, als ich noch thematisch in diese Themen involviert war.
Ich brauche den regelmäßigen Austausch und in einem festen Team ist es natürlich einfacher, sich Feedback einzuholen.
⤴ Ich habe jahrelang mit engen Deadlines gearbeitet und konnte mich in der politischen Sommerpause nur schwer motivieren. Meine große Angst war, dass ich ohne Stress nichts geregelt bekomme. Es ist nicht eingetreten. Ich glaube, ich arbeite in Summe weniger, aber dafür konzentrierter. Zu viele Ideen sind nicht das Problem, eher die Tatsache, dass ich ungeduldig bin. Gerade im ersten Jahr (und vermutlich auch danach) gibt es den Druck, Ideen schnell umzusetzen, damit „ich auch was anbieten kann“.

Ich freue mich auf das was kommt!

❓ Teamentwicklung: Muss es immer ein Teamcoach oder andere externe Begleitung sein? ❓

Obwohl man erwarten würde, dass meine Antwort als Teamcoach „Ja klar“ ist, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es manchmal einfacher ist, mit Teams zu arbeiten, die schon Teamentwicklungserfahrung mit ihrer Führungskraft gemacht haben.

Der erste Termin mit dem Team hat für mich immer mindestens zwei Ziele:
➕ Die Arbeit am vorher verabredeten Thema
➕ Aber bevor das überhaupt effektiv angegangen werden kann, muss Vertrauen und eine Arbeitsebene zwischen dem Team und mir aufgebaut werden.

Das Team braucht Zeit, sich und seine Themen der neuen Person in ihrer Mitte (mir) zu präsentieren. Bei „coaching-unerfahrenen“ Teams kommt dazu noch die Aufregung:
😳 Kommt er / sie mit dem Wollknäuel?
😳 Müssen wir uns an den Händen fassen?
So lustig das klingt, es sind reale und berechtigte Bedenken, denen ich begegnen muss.

Dazu kommt, dass ich mir zwar vorher Gedanken darüber machen kann, wie das Team so ist und mit welcher Sprache und Methoden ich voraussichtlich wirksam bin. Aber so ganz genau weiß ich das immer erst, wenn ich das Team kennengelernt habe.

Ein Team, das sich regelmäßig über die eigene Arbeitsweise austauscht, mit Coaching-Methoden arbeitet, hat es deutlich einfacher, sich auf den Coaching-Prozess einzulassen.
Es weiß zwar auch nicht, mit welchen Methoden ich um die Ecke komme, aber die Komfortzone ist in der Regel etwas größer.
Ich muss weniger erklären, um Vertrauen in die Methode herzustellen und das Team ist gewisse Formen der Zusammenarbeit schon gewohnt.
Nicht zuletzt, hat es vielleicht im Vorfeld Themen und Fragen schon reflektiert, sodass wir schneller an den Kern der Probleme kommen.

❓ Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Wechselspiel Teamentwicklung und mit externer Begleitung gemacht?

Sie möchten Ihre Teamentwicklung selbst in die Hand nehmen und brauchen Tipps?
Mein Newsletter hilft weiter.

🚀 Zwischen Handwerk und Intuition – Tipps für strukturierte Teamentwicklung 🚀

Gerade neue Führungskräfte stellen sich häufig die Frage, wie sie ihr Team selbst entwickeln können.
Eine Theorie, um die Entwicklung von Teams zu verstehen, ist die Teamuhr von Tuckman. Diese Theorie, entwickelt von Bruce Tuckman in den 1960er Jahren, beschreibt Teamentwicklungsphasen.
Jede Phase kann mit unterschiedlichen Maßnahmen begleitet und unterstützt werden.

Teamuhr Tuckman

🕛 Forming – neues Team, neue Teammitglieder
Während die Teamgründung ganz offensichtlich die Forming-Phase einläutet, gilt das auch, wenn ein neues Teammitglied dazukommt.

🛠 Wie können Sie diese Phase begleiten?
Lassen Sie das neue Teammitglied am ersten Tag nicht allein (das ist nicht so selbstverständlich, wie es eigentlich sein sollte). Stellen Sie die Person dem Team vor. Es gibt zahlreiche Methoden für Kennenlernspiele, die die etwas drögen Vorstellungsrunden auflockern können.
Gehen Sie als Team gemeinsam Mittag essen.
Stellen Sie dem neuen Teammitglied ein*e Mentor*in aus dem Team zur Seite.

🕛Storming – Konflikte und Reibung
Das Team beschäftigt sich mit sich und der Zusammenarbeit. In der Phase des „Storming“ treten oft Konflikte und Spannungen im Team auf, wenn unterschiedliche Persönlichkeiten und Arbeitsstile aufeinandertreffen.

🛠 Wie können Sie diese Phase begleiten?
Hier kann es unangenehm werden. Es gilt, Konflikte anzusprechen und Ihr Team dabei zu unterstützen, die Konflikte zu klären.

🕛Norming – Feedback-Kultur, Rollen und Verantwortlichkeiten
Das Team beschäftigt sich stärker mit Inhalten und der Frage, wie es seine Ziele durch Zusammenarbeit erreichen kann.

🛠 Wie können Sie diese Phase begleiten?
Diese Phase bietet den Anlass, eine starke Teamkultur aufzubauen, z. B. mit einer Vereinbarung zu Teamregeln und -werten. Zusätzlich zur Teamkultur können und sollten in dieser Phase auch Aufgaben und Rollen geklärt und festgehalten werden.

🕛Performing – Teamziele und -erfolge feiern
In dieser Phase hat das Team laut Tuckman seine höchste Leistungsfähigkeit erreicht.

🛠 Wie können Sie diese Phase begleiten?
Hier gilt es, zum einen die Kultur, die in der Norming-Phase etabliert wurde, zu pflegen, z. B. indem Sie sich mit Ihrem Team regelmäßig über Ihre Zusammenarbeit austauschen. Besonders wichtig ist es aber auch, Teamziele und -erfolge zu feiern.

💚 Und was ist nun mit der Intuition? 💚
Jedes Team ist anders. Die Phasen laufen nicht schematisch ab und können auch nicht schematisch „gezündet“ werden. Daher ist die Teamuhr ein hilfreicher Kompass. Im Zweifel sollten Sie Ihrem Gefühl vertrauen.

❗ Ein letzter Tipp:❗
Sie haben kein Gefühl dafür, in welcher Phase sich Ihr Team befindet? Stellen Sie Ihrem Team das Konzept der Teamuhr doch mal vor und bitten Sie sie darum, sich zu positionieren. Ich garantiere eine aufschlussreiche Diskussion.

✉ Einladung zur Mittelmäßigkeit ✉

Es gibt mindestens zwei gute Gründe, im Bereich Energieversorgung und Klimaschutz zu arbeiten:

➕ Die Arbeit hat einen größeren Sinn und man das Gefühl, einen Beitrag zu leisten.
➕ Es wird nicht langweilig.

Die Kehrseite der Medaille: Die ToDo-Liste endet nie und alles MUSS perfekt sein, schließlich geht es um die Zukunft unseres Planeten.

Aber MUSS es wirklich perfekt sein?

Wahrscheinlich nicht. Und das wissen wir auch – aber wissen heißt nicht, dass wir danach handeln. Letztens wurde mir das wieder bewusst, als ich einen Improtheater-Kurs besuchte.

Mein Ziel war es nicht, eine herausragende Schauspielerin zu werden. Ich wollte meine Komfortzone erweitern und einige Improtheater-Methoden für meine Teamcoachings adaptieren.

Also bin ich sehr entspannt in den Kurs gegangen. Dachte ich. Um dann festzustellen, dass ich jetzt aber doch schon gut sein will. Bei den Warm-up-Spielen…

Unser großartiger Trainer sprach die Einladung aus „Nehmt euch doch mal vor, in dieser Woche nur mittelmäßig zu sein“.
Gute Idee! Dachte ich.
Um im nächsten Moment zu denken, „Da gebe ich mir jetzt richtig Mühe mit.“ 🤦‍♀️ 🤷‍♀️

Es stellte sich heraus, dass ich mir keine Mühe geben muss, um im Improtheater mittelmäßig zu sein. Aber sich das vorzunehmen, war irgendwie befreiend. Und es hat Spaß gemacht und richtig viel gelernt habe ich auch noch – über Improtheater und Teamcoaching und über mich.

Worauf will ich damit hinaus?
Ich spreche eine Einladung zur Mittelmäßigkeit aus.

🏅 Herausforderung #1 – Suchen Sie sich eine kleinere oder größere Aufgabe aus, die in den nächsten Wochen erledigt werden muss. Und machen Sie sie einfach mal mittelmäßig. „Better done than perfect“ ist das Motto.
🏅 Herausforderung #2 – Verraten Sie es keinem und holen sich hinterher Feedback zur Aufgabe ein.

Ich wünsche viel Erfolg 😉 und freue mich über Berichte darüber, wie es lief!